Lokalpresse TSV - Integrationsbeauftragter der Stadt

„Ich verstehe beide Seiten“ - Haidar Chahrour möchte als neuer Integrationsbeauftragter der Stadt ein Netzwerk für Einheimische und Zugewanderte ausbauen

Haidar Chahrour (32), verheiratet und Familienvater von vier Kindern, ist Integrationsbeauftragter der Stadt (nach einstimmigem Beschluss der Ratsversammlung). Aufgewachsen und zur Schule gegangen ist er im Friedrichsberg. Nach Wirtschaftsabitur am BBZ absolvierte er eine Banklehre und war anschließend neben seinem Lehramtsstudium u.a. als DaZ-Lehrer an der Dannewerkschule sowie am BBZ tätig. Er ist aktives Mitglied beim TSV Friedrichsberg und Trainer der F-Jugend. Bühmann

Haidar Chahrour ist Schleswiger, und dies sehr gern, wie er sagt. Besonders gern aber ist er Friedrichsberger: „Hier fühle ich mich zu Hause“, meint der 32-Jährige mit libanesischen Wurzeln, der in seiner Freizeit als Trainer den TSV Friedrichsberg mit unterstützt. Was er so schätzt an seiner Heimatstadt, in der er aufgewachsen und zur Schule gegangen ist? „Die Freundlichkeit und Gelassenheit hier, mit der man auch Zugewanderten begegnet.“ Das gesunde gesellschaftliche Klima in Schleswig hilft ihm bei seiner neuen Aufgabe als Integrationsbeauftragter der Stadt. Darüber spricht er im Freitagsinterview mit Frauke Bühmann.

Herr Chahrour, Sie leben seit frühester Kindheit in Schleswig, haben die kulturellen Gepflogenheiten hier quasi eingeatmet. Auf der anderen Seite kennen Sie auch die arabische Welt der Zugewanderten, was ja perfekt ist für ihren Job. Mit welcher Art von Vorurteilen gegenüber Deutschen kommen eigentlich Geflüchtete zu uns?

Dass es in Deutschland keine Armut gibt und dass hier einfach alles gut ist. Zu unserer Integrationsarbeit gehört es, in die Realität einzuführen. Dabei ist es auch wichtig, dass Einheimische wie Geflüchtete mehr über den jeweils anderen Hintergrund, auch den kulturellen, erfahren, damit sie einander verstehen und sich annähern können.

Nennen Sie bitte ein Beispiel?

Etwa, wenn Muslime dem jeweils anderen Geschlecht zur Begrüßung nicht die Hand geben möchten.

Und warum nicht?

Nun, häufig aus Respekt – nicht etwa aus Unhöflichkeit oder Missachtung, wie vielleicht unterstellt werden könnte. Aber während man sich in Deutschland zur Begrüßung die Hand schüttelt, ist es in islamisch geprägten Ländern nicht üblich, sich auf diese Weise zu begrüßen. Muslime gehen oftmals von einer Trennung der Geschlechter in vielen Lebensbereichen aus. Doch kulturelle Unterschiede wie diese existieren überall auf der Welt. Andererseits gibt es natürlich auch Muslime, die kein Problem damit haben, dem anderen Geschlecht die Hand zu geben, weil sie wissen, dass es hier üblich ist.

Also die Hintergründe des jeweiligen Handelns verschiedener Kulturen offen aufzuzeigen, damit ein gutes Miteinander entstehen kann.

Ja, in Form von Begegnungsforen und anderen Aktivitäten, die ich organisiere. Denn wenn man weiß, warum jemand so agiert wie er agiert, bekommt man schon einen anderen Blick auf das Fremdartige. Mir ist wichtig, in diesem Sinne zumindest um Verständnis für die andere Seite zu werben. Das gilt ebenso für Traditionen und Feste, die gefeiert werden. Ich selbst fand früher als Bugenhagenschüler das gemeinsame Laternelaufen im Friedrichsberg toll. Das habe ich als so schön in Erinnerung, und Laternelaufen gehört ja nicht unbedingt zur muslimischen Tradition. Doch im Laufe der Zeit vermischen sich viele Bräuche miteinander, was die Integration ja nur fördert.

Und die hat bisher nach Darstellung des Rathauses gut geklappt. Ist denn Schleswig in der Migrationspolitik so etwas wie eine Insel der Seligen?

Ich finde schon, dass Schleswig ein gutes Pflaster für die Integration von Neuankömmlingen ist. Das liegt zum einen an der angenehmen Mentalität der Menschen hier, zum anderen auch an der Rathaus-Politik. Denn man hat seit Beginn der Flüchtlingswelle verschiedene Konzepte zur Eingliederung und Sprachförderung, entwickelt und umgesetzt. Diese fortzusetzen, dafür wurde ich nun von der Stadt als Integrationsbeauftragter eingestellt. Es ist wichtig, einen Plan für Integration zu haben. Den haben Stadt und Kreis. Denn Integration dauert seine Zeit. Früher, bei den ersten Gastarbeitern in Deutschland, gab es leider keinen Plan.

Sie selbst sind ja das beste Beispiel für gelungene Integration. Warum hat das bei Ihnen so gut funktioniert?

Also, ich bin auch durch Dannewerkschule, BBZ und Fußball beim TSV Friedrichsberg bestens eingegliedert worden. Tatsächlich aber verstehe ich beide Lebenswelten. Versetzen Sie sich beispielsweise mal in die Lage eines syrischen Familienvaters vom Lande, wo die Bildung nicht so hingekommen ist. Hier hat er plötzlich nicht mehr das Sagen in seiner Familie. Vielleicht, weil seine Ehefrau den Sprachkurs besser versteht als er, oder auch, weil er die Hilfe seiner Tochter braucht, um Behördengänge bewältigen zu können. Da braucht es einige Zeit, patriarchalische Strukturen hinter sich zu lassen.

Macht Ihnen die jüngste Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung Sorgen, wonach negative Einstellungen gegenüber Asylsuchenden deutlich stärker geworden seien? Jeder zweite Befragte äußert demnach Vorbehalte gegenüber Asylsuchenden, obwohl deren Zahl stark zurückgeht.

Dieses negative Bild zeigt sich bei uns in Stadt und Kreis nicht. Es gibt hier auch nirgends eine Ghettoisierung wie in manchen Städten, wo bestimmte Landsleute unter sich bleiben und es später zu massiven Problemen kommt. Es gab und gibt hier auch keine zentralen Unterkünfte. Dabei haben wir wenig Probleme bei der Suche nach Mietwohnungen gehabt, weil genügend Vermieter dankenswerterweise bereit sind, an Geflüchtete zu vermieten. Auch die ehrenamtlichen Flüchtlingslotsen leisten bemerkenswert gute Dienste.

Wie geht es weiter? Was sind Ihre Pläne?

Ich verstehe mich als Netzwerker. Das heißt: Ich werde Voraussetzungen für Begegnungen auf vielen Ebenen schaffen, Projekte anschieben wie ,Dialog der Religionen’ und das ,Forum der Vielfalt’. Und ich bin einfach da, wenn jemand Hilfe braucht, um weiterzukommen. Was wir erreichen möchten, ist: Dass Schleswig die Heimatstadt für alle seine Einwohner ist – egal, ob hier geboren oder zugewandert.

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